Zum Bahnhof in der Mühltalpost Ausgabe Februar 2018

Mehrheitsbeschluss zum Bahnhof schadet Mühltal

Bereits heute ist der Bahnhofs-Parkplatz komplett überfüllt. Die Fahrzeuge stehen bis in die Nieder-Ramstädter Straße (Traisa) und in die Bahnhofstraße (Nieder-Ramstadt). Die geplante Bahnhofsbebauung verhindert die dringend notwendige Erweiterung der Pendler-Parkfläche.

Chaos am Bahnhof vorprogrammiert

Mit Entsetzen hat der Steinbruch-Verein Nieder-Ramstadt die Verabschiedung eines sogenannten Eckpunktepapiers zur Umsetzung Bahnhofsbebauung zur Kenntnis genommen. Der Beschluss wurde in der Gemeindevertretung mit der Mehrheit von CDU und SPD gefasst. Der Steinbruchverein hat sich immer gegen die Bebauung dieses Areals ausgesprochen, da dies langfristig Mühltal schaden wird.
Der Beschluss ist gefasst. Jetzt geht es dem Steinbruchverein darum, die negativen Folgen dieses Beschlusses möglichst gering zu halten. Immerhin ist das fragliche Gebiet bisher im Landschaftsplan als schützenswerter Grüngürtel und Frischluftschneise ausgewiesen.
Der Verkehr in Mühltal wird immer belastender. Nach dem Willen von CDU und SPD werden die Einwohner von Nieder-Ramstadt über die beschlossenen und in Entwicklung befindlichen Baugebiete um ca. 20% ansteigen. Dann bricht hier alles zusammen, wenn nicht aktiv Alternativen wie Radfahrwege oder öffentlicher Personennahverkehr gefördert werden.
Und genau da liegen nach Überlegungen des Steinbruchvereins die Probleme der Bahnhofsbebauung. Sie verhindert, dass am Bahnhof mehr Pendlerparkplätze geschaffen werden können. Mindestens 50 weitere Plätze sind jedoch heute schon dringend erforderlich. Sonst werden die Pendler entlang der Nieder-Ramstädter Straße nach Traisa hinein parken.
Auch die Verkehrssituation an der Einmündung der Nieder-Ramstädter-Straße an die Odenwaldstraße/B449 ist heute schon überlastet. Wenn nun wie geplant fast 200 neue Bewohner am Bahnhof dazukommen, ist das permanente Verkehrschaos an dieser Stelle vorprogrammiert. Teure Straßenbaumaßnahmen werden auf die Gemeinde zukommen, damit die Traisaer und auch der NE-Bus noch auf die B449 einfahren können.
Wesentliche Begründung von SPD und CDU für die Durchsetzung der Bebauung war die Schaffung von preiswerten Wohnraum für junge Familien und Studenten. Das ist grundsätzlich ein ehrenwertes Ziel, aber in diesem Fall werden sogar weniger bezahlbarer Wohnraum geschaffen, als dies eigentlich erforderlich ist:
Wenn ein Grüngürtel aufgehoben wird, geht das nur bei einem Projekt mit „Gemeinwohlorientierung“. Die Gemeinwohlorientierung ist dann gegeben, wenn nicht mehr als 30% der Wohnfläche für den freien Wohnungsmarkt zur Verfügung steht. Tatsächlich haben SPD und CDU durchgesetzt, dass nach dem Eckpunktepapier nur 56% der Fläche für sozial orientierten Wohnraum statt der geforderten 70% gebaut werden sollen. Der Anteil für den besonders lukrativen freien Wohnungsmarkt soll nicht nur den maximal möglichen Anteil von 30%, sondern sogar 44% betragen.
Nach Meinung des Steinbruchvereins werden die Bürger von den Mehrheitsfraktionen in die Irre geführt. Sie wollen dem Investor sogar viel weniger sozial orientierten Wohnraum abverlangen, als das eigentlich zur Gemeinwohlorientierung erforderlich ist und damit diesen Investor einseitig bevorzugen.
Der Steinbruchverein kümmert sich seit seiner Gründung um den Erhalt des Mühltaler Kleinods, den Steinbruch in Nieder-Ramstadt. Er konnte erreichen, dass dieses Gebiet als offizielles EU-Vogelschutzgebiet (Natura 200
0) anerkannt wurde und damit den höchsten Schutz genießt. Die dort lebenden Vögel halten sich nicht an Naturschutzgrenzen, sondern benötigen weiträumig Platz. Daher ist für den Steinbruch-Verein das verwilderte hintere Bahnhofsgelände als Brücke zum freien Mittelbachtal so wichtig.

Jürgen Burkholz,
Pressefereferent Steinbruch-Verein.